CYTOTOXIN - Biographyte (2025)
(9.489) Olaf (8,4/10) Brutal Slam Death Metal

Label: Blood Blast
VÖ: 11.04.2025
Stil: Brutal Slam Death Metal
Es war einmal, in einer nicht ganz so fernen Vergangenheit – exakt im Jahr 2010 –, da gründete sich im beschaulichen Sachsen eine Band, die sich nicht weniger auf die Fahne schrieb, als der nuklearen Apokalypse einen Soundtrack zu verpassen. CYTOTOXIN hießen diese wagemutigen Herren, die statt Geigerzähler Gitarren stemmten und statt Bleischürzen lieber Blastbeats trugen. Ihre musikalische Antwort auf die Katastrophe von Tschernobyl: Technischer Death Metal mit der Intensität eines schmelzenden Reaktorkerns.
Nach Plutonium Heaven, Radiophobia, Gammageddon und Nuklearth (man erkennt das Muster...), schieben sie nun mit Biographyte Album Nummer fünf in den Orbit – und das mit mehr Tritium im Tank denn je.
Technisch gesehen – und da bleibt uns gar keine andere Wahl – ist Biographyte die allerschwerste Hebefigur für die B-Note. Die Gitarrenläufe schnellen wie Elektronen durch die Luft, das Schlagzeug zischt wie eine überhitzte Brennstäbe-Party, und der Gesang klingt, als würde man einen Reaktor mit bloßen Händen auseinandernehmen. Beeindruckend? Ja. Eingängig? Naja. Denn wie sagte Maik in unserer Sendung so schön: „Wie können die sich an ihre Songs nur erinnern?“ Da liegt der Hase im Pfeffer – oder besser: der Uranstab in der Kühlwanne. Der Widererkennungswert ist gering, das Chaos zuweilen groß, und obwohl jeder Song für sich ein Meisterstück an technischer Virtuosität ist, bleibt oft nur ein Gefühl zurück: Schwindel. Schweiß. Staunen. Aber keine oder lediglich eine zu erahnende Hookline.

Zwei Ausnahmen– und damit auch die Kronjuwelen der Platte – ist der Titeltrack und Behind armored Doors. Hier kommt alles zusammen: Atmosphäre, Groove, Technik, Tempo. Wenn das Album durchgehend so aufgebaut wäre, müssten andere Bands ihre Karriere direkt in den Sarkophag einschweißen. Doch oft ist es eben zu wild, zu verspielt, zu... nervös. Ich mag die Musiker, ich verehre ihre Skills – aber manchmal klingt das Ganze wie der Soundtrack zu einem Atompilz auf Speed. Da helfen auch kurze Atempausen wie Deadzone Desert oder Revelation, die beide keine Songs sind, nur begrenzt.
Was aber bleibt, ist Respekt. Denn CYTOTOXIN sind nicht nur brutal gut, sie sind auch brutal sie selbst. Wer auf Technik steht, auf apokalyptische Themen und auf Musik, die klingt, als würde man sie mit 300 km/h rückwärts hören, wird hier in den siebten Plutonium-Himmel katapultiert. Das Artwork ist stark, die Produktion klinisch klar, das Konzept zieht sich – im Gegensatz zu manch anderem Song – konsequent durch. Natürlich wird das Album seine Fans finden. Und zwar nicht zu knapp. Auch ich werde mir wohl ein Shirt zulegen – nicht weil ich alle Songs auswendig könnte, sondern weil ich mich der Strahlkraft dieses Werks einfach nicht entziehen kann.
Biographyte ist wie ein frisch geschmolzener Reaktorblock: heiß, gefährlich und schwer zu kontrollieren. Wer sich dem Wahnsinn von CYTOTOXIN hingibt, bekommt technische Perfektion auf höchstem Level – und wird gleichzeitig mit einem Gedächtnisverlust belohnt, was die einzelnen Songs angeht. Das Album funktioniert wie ein nuklearer Schleudergang – es reinigt dein Trommelfell, aber du weißt hinterher nicht mehr, was für Musik eigentlich lief. Trotzdem: stark ist das alles schon. Nur bitte nicht beim Autofahren hören. Es sei denn, du willst in Tschernobyl parken.
Anspieltips:
☢️Behind armored Doors
☢️Eventless Horizon
☢️Biographyte
Bewertung: 8,4 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Hope Terminator
02. Condemnesia
03. Behind armored Doors
04. Biographyte
05. Deadzone Desert
06. The Everslave
07. Eventless Horizon
08. Bulloverdozed
09. Transition of the staring Dead
10. Revelation
11. From bitter Rivers
